Ich selbst als Haus © Jutta Heller

Coaching Tipp: Ich selbst als Haus

Die Frage „Wer bin ich?“ begleitet uns unser Leben lang. Mal stellt sie sich drängender, mal gerät sie mehr in den Hintergrund. Die Aufgabe jedoch, zu ergründen, wer wir eigentlich sind, ist eine immens große und nicht wenige Menschen widmen dieser Frage ihr ganzes Leben.

Für alle von uns ist es sinnvoll, von Zeit zu Zeit einen Blick darauf zu werfen, wer wir in einem bestimmten Moment sind, wie wir zu diesem Menschen geworden sind, was sich verändert hat, und wo unsere Stärken und Werte jetzt liegen. Wenn Ihnen die Frage „Wer bin ich?“ zu groß erscheint, können Sie sich ihr mit der Methode „Ich selbst als Haus“ in konkreten und handhabbaren Schritten annähern.

Sie sollten sich für diese Übung ungestörter Zeit nehmen. Die Urlaubszeit ist oft ein guter Moment dafür, um sich in entspannter Umgebung nur damit zu beschäftigen, was Ihr Wesen ausmacht. Wenn Sie einfach „nur mal so“ die Übung machen wollen, reichen sicherlich ca. 45 Minuten. Wenn Sie aktuell eine Neu- bzw. Umorientierung vorhaben, sollten Sie gründlicher vorgehen und sich bis zu einem halben Tag Zeit gönnen. Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie vor Störungen und Anrufen frei sind, suchen Sie sich eine Aussicht, die Ihnen wohltut und halten Sie Papier und Stifte bereit, um Ihre Gedanken visuell mit Skizzen zu unterstützen.

Übung „Ich selbst als Haus“

Stellen Sie sich für die Übung „Ich selbst als Haus“ vor, wie ein Haus aussehen würde, das Sie repräsentiert. Stellen Sie sich dafür folgende Fragen:

  • „Welche Art von Haus wäre ich?“ Wären Sie ein Schloss, ein Einfamilienhaus mit Garten, ein eleganter Altbau? Versuchen Sie dabei, sich von der Vorstellung Ihres Wesens leiten zu lassen, und nicht von der Vision Ihrer perfekten Wunschimmobilie.
  • Überlegen Sie, wo Ihr Haus genau steht – in der Stadt, auf dem Land? Wie groß ist der Verbund anderer Häuser rundherum, wie nahe stehen sie an Ihrem Haus?
  • Wie viele Etagen und Zimmer hat Ihr Haus? Gibt es einen Aufenthaltsraum, einen Garten? Sind alle Zimmer bewohnt? Gibt es einen Dachboden, einen Keller? Notieren Sie die einzelnen Räume und wofür diese stehen.
  • Gehen Sie jetzt gedanklich die einzelnen Zimmer durch und nehmen Sie sie so genau wie möglich wahr. Wie viele Fenster hat jedes Zimmer? Wie voll oder leer ist es? Nehmen Sie dabei bewusst wahr, wie das Licht in jedem Zimmer aussieht, welchen Geruch das Zimmer verströmt, und ganz allgemein, welche Sinneseindrücke Sie in jedem Zimmer bekommen. Hören Sie beispielsweise Geräusche? Von außen, oder plätschert ein Zimmerspringbrunnen?
  • Wer wohnt alles in Ihrem Haus?

Warum dieses Haus?

Sobald Sie eine detaillierte Wahrnehmung von „Ihrem“ Haus haben, gehen Sie einen Schritt weiter und überlegen Sie sich, warum Ihr Haus genauso so aussieht, wie Sie es gedanklich erbaut haben.

  • Was bedeutet die Art des Hauses für Sie? Ist es ein Schloss für eine Königin/einen König? Hat es dicke, imposante Mauern? Wie wirken diese – schützend, abgrenzend, eingrenzend…? Was bedeutet das für Sie – sind Sie beispielsweise stolz auf die schöne Fassade ihres Hauses, die andere sehen? Oder ist Ihnen wichtig, offen und einladend für Gäste zu sein?
  • Wieso haben Sie die Lage Ihres Hauses so gewählt, wie Sie es getan haben? Repräsentieren ggf. Nachbar-Häuser für Sie Nähe oder Bedrohung? Bedeutet eine abgelegene Lage für Sie „Ihre Ruhe haben“ oder Einsamkeit?
  • Gehen Sie gedanklich zum Grundriss und der Zimmeraufteilung Ihres Hauses zurück. Ist Ihr Haus offen und übersichtlich? Oder verwinkelt mit vielen Rückzugsmöglichkeiten? Reflektieren Sie wiederum: Warum haben Sie diese Aufteilung gewählt? Vielleicht sind Sie ein einladender, offener Mensch, der Klarheit schätzt? Oder sind Sie jemand, dem Schutz und Gemütlichkeit wichtig sind?
  • Wenn Sie jetzt wieder durch die einzelnen Zimmer gehen, versuchen Sie zu verstehen, was jedes Zimmer für Sie bedeutet. Vielleicht stehen einzelne Zimmer für Ihre Beziehung zu bestimmten Menschen, oder jedes Zimmer repräsentiert einen Teil Ihres Lebens – Arbeit, Partnerschaft, Familien… Auch hier stellen Sie sich wieder die Frage: Warum haben Sie diese Zimmer genau so ausgestaltet, wie Sie es getan haben? Wie können Sie die Charakteristika jeden Zimmers interpretieren? Wie drückt sich darin Ihr Wesen aus? Vergessen Sie auch nicht, unbenutzte Räume und Dachboden, Keller und Vorrats- oder Abstellkammern zu betreten.

Diese Selbstcoaching-Übung braucht ihre Zeit und kann zu intensiven Erkenntnissen über Ihr eigenes Ich führen. Abschließend sollten Sie quasi als Essenz eine kleine Übersicht erstellen mit Ihren wichtigsten Erkenntnissen und überlegen, was Ihre nächsten Schritte für Ihr Alltagsleben sein sollen. Ziel der Übung ist, dass Sie für sich erste Ideen oder auch einen konkreten Plan haben, damit Sie eine noch bessere Passung für sich und Ihr Leben bekommen. Das was uns ausmacht und was wirklich wichtig ist im Leben, muss immer mal wieder gerade gerückt werden. So sorgen wir für Zufriedenheit und ein erfülltes Leben. Lassen Sie es sich gut gehen!