Foto © Jutta Heller

Mehrere Jugendliche sitzen auf einer Bank

Netzwerkorientierung

Der Resilienzschlüssel Netzwerkorientierung ist einer der 7 Resilienzschlüssel für individuelle Resilienz. Gute soziale Beziehungen sind für Menschen lebenswichtig und stellen eine der wertvollsten Ressourcen für innere Widerstandskraft dar. Eindrücklich zeigen das die Ergebnisse der „Harvard Study of Adult Development“, die der Studienleiter R. Waldinger im Video vorstellt: Gute soziale Beziehungen führen zu längerem und gesünderem Leben.

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Ein stabiles soziales Umfeld zu haben, Kontakte zu pflegen und sich bei Herausforderungen Unterstützung zu holen sind gesunde Verhaltensweisen, auf die man in kritischen Situationen zurückgreifen kann. Insbesondere Führungskräfte, die sich als Macher verstehen, wollen Vieles selbst organisieren, wollen sich durchkämpfen. Die Bitte um Hilfe schätzen sie dabei z.T. als Schwäche ein. Dabei sind Netzwerke in Form von Verbänden, Vereinen bis hin zu studentischen Verbindungen uralte Organisationsformen, wo es um Kontakte, Beziehungen und gegenseitige Unterstützung geht. Und niemand muss für die Netzwerkpflege entgegen der eigenen Veranlagung vom stillen Beobachter zum Partylöwen werden: es kommt auf die Qualität der Beziehungen an, nicht auf die Quantität.

Netzwerkorientierung: Vielschichtiges Beziehungsnetzwerk

Zum Aufbau und der Pflege eines unterstützenden Netzwerks gehört eine Haltung des wohlwollenden gegenseitigen Gebens und Nehmens. Nicht alle Beziehungen sind von ungetrübter herzlicher Zuneigung geprägt – und das müssen sie auch nicht sein, um Ihnen ein gutes Netzwerk zu bieten. Jeder Mensch ist immer in zahlreichen Rollen unterwegs, beispielsweise als Familienmitglied, FreundIn und KollegIn. Wenn Sie sich darüber im Klaren sind, zu welchem Umfeld eine Person gehört, kann eine gute Beziehung z.B. darin bestehen, dass Sie sich auf die pünktliche Zuarbeit Ihres Kollegen verlassen können und umgekehrt. Manche Beziehung sind sehr nahe, in anderen fühlt sich mehr Distanz richtiger an. In einem gut funktionierenden Netzwerk finden Sie verschiedene Arten von Beziehungen und wissen, was Sie von der jeweiligen Beziehung erwarten können.

Mehr Netzwerkorientierung durch gekonntes Zuhören

Auch sehr sachlich orientierte Beziehungen verbessern sich durch Empathie und Einfühlungsvermögen. Empathisches Verhalten kann man bewusst einsetzen: Indem man auf verbale und nonverbale Signale des Gegenübers achtet, indem man Eigenarten wie Sprechgeschwindigkeit, Nähe- bzw. Distanzbedürfnis des/der anderen etc. bewusst wahrnimmt und sich angleicht. Auch mit aktivem Zuhören können Sie andere konstruktiv unterstützen.

Aktives Zuhören ist eine Kommunikationstechnik, die Interesse signalisiert und zu mehr Nähe und Verständnis führt. Zum aktiven Zuhören führen drei Stufen:

  • Unterstützende Äußerungen, die Interesse signalisieren
  • Paraphrasieren des Gehörten
  • Gefühle spiegeln

Vielleicht wenden Sie diese Technik manchmal schon ganz intuitiv an. Sie ist gerade bei schwierigeren Gesprächssituationen zielführend, um zu einem beiderseitig befriedigenden Ergebnis zu kommen. Beispielsweise wenn Sie mit einem Kunden sprechen, der mit der abgelieferten Leistung unzufrieden ist.

Auf der ersten Stufe zeigen Sie, dass Sie mit Ihrem ganzen Interesse bei der Sache sind: mit Kopfnicken, „ja“-Äußerungen, Augenkontakt. Auf der zweiten Stufe fassen Sie mit eigenen Worten zusammen, wie Sie den Sachstand gehört haben. Ihr Kunde fühlt sich damit schon verstanden – oder kann Ihre Zusammenfassung korrigieren, was weitere Missverständnisse vermeidet. Auf der dritten Stufe spiegeln Sie mit einer Frage die wahrgenommenen Gefühle zurück: „Sie ärgern sich also, wenn…?“ Wenn Sie aktives Zuhören so einsetzen, ermöglichen Sie Ihren Mitmenschen auch negative Emotionen zu thematisieren. Aktives Zuhören kann damit wie ein Druckventil wirken und macht Ihnen so den Weg frei, wieder auf ein zielorientiertes Gespräch zurückzukommen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Sie gemeinsam an einer Lösung arbeiten können, ohne von unterdrückten Gefühlen sabotiert zu werden.

Netzwerkorientierung durch Beziehungsgestaltung

Auch andere Facetten der Empathie können bewusst trainiert werden. Neben dem Verstehen und Entschlüsseln von nonverbalen Signalen können wir dafür auch unsere menschlichen Spiegelneurone nutzen: Diese ermöglichen uns, die Emotionen unserer Gegenüber nicht nur zu verstehen, sondern auch selbst nachzuempfinden. Wenn wir die Emotionen anderer genau beobachten, bewirken die Spiegelneurone – vereinfacht gesagt -, dass in uns dieselben Gefühle erwachen. In einem nächsten Schritt sollten wir dann bewusst in uns hineinhören, welche hilfreichen und unterstützenden Impulse wir in uns selbst wahrnehmen und diese Impulse unserem Gegenüber zum Ausdruck bringen.

Ein weiterer Weg zur Beziehungsgestaltung ist eine bewusste Steuerung unserer eigenen Reaktion auf die Botschaften anderer. Nach Seligman haben wir vier Kombinationsmöglichkeiten, auf Aussagen zu reagieren: aktiv-konstruktiv, passiv-konstruktiv, aktiv-destruktiv und passiv-destruktiv. Die Reaktion auf die Mitteilung Ihres Kollegen „Gestern habe ich den Auftrag X mit Kundin Y abgeschlossen“ kann somit lauten:

  • Aktiv-konstruktiv: „Super. Wie war das Gespräch? Wie hast Du den Auftrag ausgestaltet?“
  • Passiv-konstruktiv: „Oh, toll.“
  • Passiv-destruktiv: „Wie sieht es denn eigentlich mit der Auswertung unserer Kundenbefragung aus?“
  • Aktiv-destruktiv: „In der Zeit hättest Du Dich ja besser mit der Durchführung des Auftrags Z beschäftigen können.“

Es ist unmittelbar einleuchtend, dass die aktiv-konstruktive Variante dem Gesprächspartner/der Gesprächspartnerin am meisten Interesse und Wertschätzung signalisiert. Detaillierte Ausführungen zur Reaktion und weitere typische Beispiele für aktiv-konstruktives Reagieren finden Sie in meinem Buch „Resilienz. Innere Stärke für Führungskräfte“ oder direkt bei Seligman (siehe unten „Zum Weiterlesen zu Netzwerkorientierung).

Eine typische Aussage für den Resilienzschlüssel Netzwerkorientierung:

„Gemeinsam geht’s besser“ ist ein Motto von mir.

Zum Weiterlesen zu Netzwerkorientierung:

  • Heller, J. (2015). Resilienz. Innere Stärke für Führungskräfte. Zürich: orell füssli
  • Matyssek, A. (2011). Wertschätzung im Betrieb. Norderstedt: Books on demand
  • Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
  • Seligman, M. (2012).  Flourish. Wie Menschen aufblühen. Die positive Psychologie des gelingenden Lebens. München: Kösel Verlag

Was genau interessiert Sie?

  • Jutta Heller und ihr Team bieten Ihnen Inhouse-Maßnahmen rund um individuelle und organisationale Resilienz an.
  • In der Akademie finden Sie zudem Angebote zu Ausbildung, Training, Coaching und Organisationsentwicklung mit dem Fokus Resilienz.

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