Herausforderungen angehen

Vor einiger Zeit wurde ich für einen Team-Workshop in einem großen Unternehmen beauftragt. In diesem Team sagten mir 5 von 15 Team-Mitgliedern im vorangehenden vertraulichen Gespräch: „Wir wollen eigentlich kündigen.“ Sie hatten, jede/r für sich, ihre subjektiv guten Gründe. Aber… der Preis war für alle verdammt hoch, so dass sie sich auf eine Moderation und Mediation einließen.

Kennen Sie ähnliche Situationen, wo Sie quasi zwischen den Stühlen festsitzen, nichts geht voran, aber zurück ist auch keine Option? So dass Sie am liebsten weglaufen würden? In solchen Situationen wünschen wir uns nichts mehr, als da endlich heraus zu kommen, es sind Situationen, die uns mental ungemein fordern – und mir gefällt es, wie sich diese Gefühle und Gedanken in dem Wort „Heraus„-„Forderung“ widerspiegeln.

Heraus-Forderungen mit Kohärenz angehen

Um in solchen Situationen eine gute Entscheidung zu treffen, hilft Ihnen Kohärenz. So nennt man das Gefühl von Stimmigkeit, wenn sich eine Entscheidung für Sie genau richtig anfühlt. Wenn Sie sich in einer Situation befinden, in der Sie schon länger auf der Stelle treten ohne voranzukommen, dann prüfen Sie doch mal für sich wortwörtlich…

  • Aus was genau wollen Sie heraus?
  • In was wollen Sie hinein?
  • Was fordern Sie dabei von anderen?
  • Was fordern andere von Ihnen?
  • Was empfinden Sie sogar als Zumutung?
  • Was konkret fordert oder belastet Sie?
  • Welche Voraussetzungen brauchen Sie, um etwas anzugehen?

Herausforderungen sind meistens kräftezehrend, da wir in unserem Hirn sämtliche Optionen hin und her durchdenken, vielleicht auch immer wieder Klärungen mit den Kolleg/innen probieren. Wenn jede/r jedoch auf der eigenen Position besteht, entstehen oft nur weitere Verhärtungen. Hilfreich ist aufgrund meiner Erfahrung immer ein professionelles Gespräch zur Selbstklärung, um das eigene Gedankenkreiseln zu beenden. Wenn die Themen auf dem Tisch liegen (z.B. mit Moderationskarten), fällt es den meisten Menschen deutlich leichter, ihre Perspektiven und Grenzen zu klären. In einem weiteren Schritt kann durch einen neutralen Dritten der Austausch zwischen den Parteien strukturiert vorangebracht werden.

Kohärenz prüfen

Aber auch Sie selbst können für sich näher definieren, wie eine gute Entscheidung für Sie aussehen sollte. Hilfreich ist eine Prüfung der Kohärenz mit den 3 Fragestellungen:

  • Ist diese Herausforderung für Sie verstehbar? Betrachten Sie das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven.
  • Wie ist die Herausforderung für Sie handhabbar? Denken Sie an Ihre Zeit, Ihre Energie, Ihr Umfeld, Ihre Ressourcen.
  • Inwiefern ist diese Herausforderung für Sie sinnhaft? Prüfen Sie kurz-, mittel- und langfristige Auswirkungen.

Differenzieren Sie Ihre eigene Sicht und die Ihrer Mitwelt und betrachten Sie die Fragestellungen z.B. auch aus der Sicht von Kolleg/innen, Freund/innen oder Ihrer Vorgesetzten. So öffnen sich oft neue Perspektiven auf ein festgefahrenes Problem und Sie finden Kohärenz in einer Entscheidungsmöglichkeit.

Für alle 3 Fragen brauchen Sie schlüssige Antworten, um eine Entscheidung treffen zu können, so dass Sie Ihre Herausforderungen tatsächlich angehen wollen und können. Wenn Sie eine oder mehrere der Fragen mit „Jein“ oder sogar mit „Nein“ beantworten, dann sollten Sie sich noch Zeit vor einer endgültigen Entscheidung nehmen. Prüfen Sie, was Sie und/oder andere brauchen, damit Sie voll hinter einem „Ja“ stehen können.

In meinem konkreten Fall vom Anfang des Artikels hatte ein halbes Jahr nach dem Team-Workshop dann glücklicherweise keine/r die offizielle Kündigung unterschrieben, da wir gemeinsam in Einzelgesprächen und in Workshops viele Fragen und damit auch die Perspektiven klären konnten. Der Prozess war damit noch nicht abgeschlossen, aber der Workshop stieß viele Veränderungen an, die die Situation im Team verbesserten. Ich bin nach wie vor in Kontakt mit den Beteiligten, und alle sind redlich bemüht ihre Commitments einzuhalten und den eingeschlagenen Weg konstruktiv anzugehen.

 


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