Frau in Power Pose mit erhobenen Faeusten

Kraftvoll und positiv die Krise angehen

Haben Sie schon mal überlegt, was zuerst da ist: Das Lachen oder die gute Laune? Viele Menschen denken, dass die Emotionen zuerst da sind. Wir können aber auch durch unsere Körperhaltung, z.B. eine Power Pose, innere Prozesse auslösen, die uns helfen kraftvoll und positiv die Krise anzugehen. Körper und Emotionen hängen zusammen und beeinflussen sich gegenseitig – und zwar in beide Richtungen. Nicht umsonst gibt es Redewendungen wie „das schlägt mir auf den Magen“ oder „vor Freude Luftsprünge machen“. Darin drückt sich bereits aus, dass wir das, was wir im Kopf fühlen, gleichzeitig körperlich wahrnehmen und ausdrücken.

Körperhaltung nutzen, um gut drauf zu sein

Findige Forscherinnen haben mal ein Experiment gemacht, um den Zusammenhang zwischen Körper und Emotion zu überprüfen. Die Teilnehmer*innen der Studie mussten einen Bleistift quer in den Mund nehmen, mit den Zähnen halten und die Lustigkeit eines Comics beurteilen. Das Ergebnis: Diejenigen Teilnehmer*innen, die einen Bleistift im Mund hatten und dadurch unwillkürlich ihre Lachmuskeln anspannten, fanden den Comic signifikant lustiger.

Seitdem wurden zahlreiche Experimente durchgeführt, die immer wieder zeigen, dass unser Körper unsere Psyche oft mehr beeinflusst als uns bewusst ist. Der Begriff, der sich für solche Effekte zwischen Körper und Emotionen geprägt hat, ist Embodiment. Viele solcher Effekte können wir ganz gezielt für uns nutzen. Die Psychologin Amy Cuddy z.B. hat das Power Posing entwickelt.  Im Video erklärt sie anschaulich die physiologischen Hintergründe für die Wirkung solcher Power Posen. Schauen Sie sich das unterhaltsame Video von Amy Cuddy an – 17 Minuten, die sich lohnen!

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Eine Power Pose entwickeln

Amy Cuddy erklärt in ihrem Vortrag, dass eine Haltung, die Kraft- und Machtlosigkeit ausdrückt, zu einem Cortisolanstieg und einem Testosteronabfall im Blut und damit zu mehr Stress-Erleben führt. Wie ist das bei Ihnen? Wie machen Sie sich klein in Situationen, die für Sie belastend oder schwierig sind? Wie nehmen Sie sich selbst in solchen Situationen wahr? Überlegen Sie, was genau daran das Charakteristische ist – und wie Sie es mit einer stärkenden Power-Pose kontrastieren können.

Vielleicht kennen Sie zum Beispiel dies: In belastenden Situationen ändert sich die Atmung, man hält die Luft an und beginnt, flacher als sonst zu atmen. Das Charakteristische daran kann für jeden etwas anderes sein. Für mich ist es die „Enge„, die ich dabei wahrnehme – es gelangt nicht genug Luft in meine Lunge, mein Körper zieht sich zusammen. Mein Kontrast-Erleben dazu ist eine Power-Pose mit weit nach oben gereckten Armen, die meinen Brustkorb weitet, meinen Oberkörper aufrichtet und wie von selbst Luft bis in meinen Bauch hinunterzieht.

Die Power Pose nutzen

Am besten können Sie eine Power Pose natürlich nutzen, wenn Sie diese in Ihrem normalen Umfeld einsetzen können – ohne Aufsehen zu erregen. Ein Tarzan-Schrei mit Brustgetrommel ist zwar für viele eine sehr starke Pose – aber eben auch sehr auffällig, wenn man sie im Büro einsetzen würde… Wenn aber die „Essenz“ des Tarzanschreis ein tiefes Ausatmen ist, dann können Sie diese sehr wohl in Ihren normalen Alltag integrieren. Für mich ist das beispielsweise das Aufrichten meines Oberkörpers, was meinen Brustkorb weitet und damit die Essenz meiner Power Pose „hochgereckte Arme, Brustkorb weiten, tief ein- und ausatmen“ beinhaltet.

Wie könnte Ihre Power Pose aussehen? Und was genau ist das Charakteristische daran? Überlegen Sie, was genau sich für Sie in Ihrer Power Pose stark und richtig anfühlt. Das können Aspekte sein wie:

  • die Weite im Brustkorb
  • eine Streckung durch das Aufrichten des Oberkörpers
  • Überblick über die Situation, wenn der Blick in die Weite geht
  • …oder ein ganz anderer Aspekt, der für Sie die Essenz von Selbstvertrauen und Kraft ist.

Probieren Sie aus, wie Sie die Essenz Ihrer Power Pose beibehalten, so dass sie sich noch immer stimmig für Sie anfühlt und Sie diese unauffällig in Ihren Alltag einbauen können. Nutzen Sie Ihre Power Pose-Essenz in herausfordernden Gesprächen, bei schwierigen Telefonaten oder auch gerade jetzt, wenn Sie merken, dass Ihnen die „Decke auf den Kopf fällt“ und spüren Sie, wie sie Sie von innen heraus stärkt.

Ein Tipp zum Weiterlesen ist das Buch von Dr. med. Claudia Croos-Müller: „Kopf hoch“ (Croos-Müller, C. (2011): Kopf hoch. Das kleine Überlebensbuch, München: Kösel). Darin stellt sie in kleinen alltagstauglichen Übungen vor, wie wir durch einzelne Haltungsänderungen unsere Wohlbefinden steuern können.

Mit Resilienz unser Leben gestalten

Mit Power Posen können Sie täglich etwas für Ihr Wohlbefinden tun – und gleichzeitig für Ihre Resilienz, jetzt und in zukünftigen schwierigen Zeiten. Denn Sie entwickeln durch diese Art von Emotionsregulation den Resilienzschlüssel Optimismus, und ein realistischer Optimismus hilft uns dabei, auch in einer Krise nicht den Mut zu verlieren und gestärkt daraus hervorzugehen. Genau darum geht es in der aktuellen Situation: mit innerer Regulationskompetenz situationselastisch agieren, um Herausforderungen zu meistern – also um Resilienz. (Optimismus ist natürlich nicht der einzige Resilienzschlüssel. Daneben arbeite ich in meinem Resilienzkonzept noch mit 6 weiteren Resilienzschlüsseln: Akzeptanz, Selbstwirksamkeit, Eigenverantwortung, Netzwerk-, Lösungs- und Zukunftsorientierung. Jeder davon spielt eine große Rolle im Umgang mit Krisensituationen.)

Ich wünsche Ihnen, dass Sie gut durch die nächste Zeit kommen. Passen Sie auf sich auf und sorgen Sie für sich!

 


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Ich freue mich auf Ihre Anfrage!

2 Kommentare
  1. Sandra sagte:

    Liebe Frau Prof. Dr. Heller, vielen herzlichen Dank. Den Optimismus als wichtigen Resilienzfaktor zu entwickeln ist ganz essentiell. Für mich gehört in dieser Zeit auch Dankbarkeit dazu- dankbar für den Zusammenhalt , die gegenseitige Liebe die gezeigt wird in der Familie und mit Freunden- obwohl man sich gerade nicht sehen kann. Die kreativen Ideen die man entwickelt (video drehen für die Omi im Pflegeheim; Einkaufen für Nachbarn; Tauschbörse von alltäglichen Dingen im Haus wie z.B Batterien etc), weil man vertraut dass es weitergehen wird. Anders, aber es wird. Die Natur die man in kleinen Dingen bestaunen kann und sich erfreut. Ja -ich habe auch Angst und Sorgen- ich als Selbständige – gerade aus der Existenzgründungsphase herausgetreten, wollte gerade durchstarten. Mich trifft es hart und existenziell sehr bedrohlich – und … und das verwirrt mich noch manchmal- ich hab einfach Vertrauen. Vertrauen in mich, die Menschen, den Sozialstaat, und in die Zukunft. ich freue mich auf weiter Beiträge! Bleiben Sie gesund! Mit herzlichen Grüßen, Sandra

    Antworten
    • Jutta Heller sagte:

      Liebe Sandra, vielen Dank für diese schönen Worte. Vertrauen in sich selbst und in Ihr Umfeld ist in Krisenzeiten das beste, was Sie haben können. „Wir haben auch anderes schon geschafft – das hier werden wir auch schaffen“: Genau darin drückt sich hohe Selbstwirksamkeit aus, die ich Ihnen und uns allen jetzt wünsche.
      Herzlichst,
      Ihre Jutta Heller

      Antworten

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