Mehr als nur Stressbewältigung: Wie Resilienztrainings die Unternehmenskultur nachhaltig verändern
In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Organisationale Resilienz eine Frage der Unternehmenskultur ist, wie Sie die resiliente Unternehmenskultur mit Resilienztrainings formen können und welche Methoden sich dafür am besten eignen.
Organisationale Resilienz bedeutet mehr, als nur für Krisen gewappnet zu sein. Ein resilientes Unternehmen soll aufleben, aufblühen und langfristig gedeihen können – und das selbst unter herausfordernden Bedingungen. Es geht also nicht darum, ein Bollwerk zu errichten, das jeder Störung standhält, sondern eine Umgebung zu schaffen, die sich flexibel an Veränderungen anpasst und diese sogar für die eigene Weiterentwicklung nutzt.
Ein inspirierendes Beispiel liefert die Natur: Sie zeigt, dass Resilienz nicht maximale Effizienz, sondern geschickte Anpassungsfähigkeit bedeutet. So wie ein winziger Blumensamen seinen Weg durch einen Riss im Asphalt findet und zur Blume heranwächst, nutzt auch ein resilientes Unternehmen jede Gelegenheit, um zu wachsen und neue Wege zu gehen – egal, wie rau der Boden sein mag.
Organisationen können dabei auf Veränderungen mit unterschiedlichen Strategien reagieren, die je nach Situation Wandel erster, zweiter oder dritter Ordnung bedeuten.
- Wandel erster Ordnung beschreibt kontinuierliche Anpassungen im Tagesgeschäft, wie zum Beispiel das Optimieren von Software oder das Entwickeln neuer Strategien zur Mitarbeitergewinnung.
- Wandel zweiter Ordnung bezieht sich auf tiefere strukturelle Veränderungen, wie das Fokussieren auf Kernprodukte oder die Anpassung der Organisationsstruktur.
- Wandel dritter Ordnung bedeutet eine grundlegende Transformation, bei der sich das Unternehmen neu erfindet und möglicherweise seine gesamte Dienstleistung oder sein Geschäftsmodell verändert.
Diese verschiedenen Ansätze der Organisationsentwicklung haben eines gemeinsam: Sie funktionieren nur dann, wenn die Menschen, die das Unternehmen ausmachen, die Veränderung mittragen. Und hier kommen Resilienztrainings ins Spiel: Sie legen die Basis für eine Unternehmenskultur, die flexibel, zukunftsorientiert und belastbar ist und damit die Widerstandsfähigkeit des gesamten Unternehmens stärkt.
Wo ansetzen für eine resiliente Unternehmenskultur?
Eine resiliente Unternehmenskultur entsteht nicht über Nacht, sondern durch gezielte Maßnahmen, die auf verschiedenen Ebenen des Unternehmens ansetzen. Ein zentraler Hebel können Resilienztrainings sein, die zum Beispiel auf Aspekte einzahlen wie…
Arbeitsklima: Resilienztrainings schaffen eine Atmosphäre, in der Mitarbeiter*innen Stress und Belastungen besser bewältigen. Ein positives Arbeitsklima, in dem die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden im Vordergrund stehen, wirkt sich auf die gesamte Unternehmenskultur aus. So entsteht ein Umfeld, in dem jede*r Einzelne motiviert und gestärkt die täglichen Herausforderungen angeht.
Fehlerkultur: Eine resiliente Kultur setzt auf eine offene und konstruktive Fehlerkultur. Führungskräfte, die sich als „mindful Leader“ verstehen, fördern durch Resilienztrainings eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit: Fehler werden nicht als Versagen betrachtet, sondern als Lernchance. Diese offene Haltung gegenüber Fehlern stärkt das Vertrauen im Team und fördert Innovationen, weil Mitarbeitende sich trauen, Neues auszuprobieren, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Eine solche Kultur lebt von Führungskräften, die transparent kommunizieren, auf Augenhöhe Feedback geben und bei Fehlern Lösungswege statt Schuldzuweisungen in den Vordergrund stellen.
Umgang mit Veränderungen: Die Förderung dieser Kompetenz ist in vielen Fällen sogar der Auslöser für Resilienztrainings, denn Unternehmen sind auf Teams angewiesen, die flexibel und lösungsorientiert mit Veränderungen umgehen können. Resilienztrainings unterstützen Mitarbeitende dabei, Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance für persönliches und berufliches Wachstum zu sehen. So wird eine Kultur geschaffen, in der Anpassungsfähigkeit und Innovationsfreude gelebt werden – beides wichtige Eigenschaften, um auf die dynamischen Anforderungen der modernen Arbeitswelt flexibel zu reagieren.
Insgesamt tragen Resilienztrainings damit nicht nur zur persönlichen Entwicklung der Mitarbeitenden bei, sondern schaffen die Grundlage für eine Kultur, die von Offenheit, Vertrauen und Anpassungsfähigkeit geprägt ist. Das Unternehmen wird resilienter – und damit auch erfolgreicher.
Welches Setting funktioniert am besten für einen Wandel in der Unternehmenskultur?
Was wir mit Resilienzmaßnahmen anstreben, ist ein Kulturwandel. Die Kultur einer Organisation ist in allen ihren Bereichen, Menschen, etc. bemerkbar. Und ein Kulturwandel gelingt deswegen nur dann, wenn er möglichst viele Mitarbeiter*innen erreicht und sich über Abteilungen hinweg verankert. Deshalb eignen sich Großgruppenkonzepte gut für den Aufbau einer resilienten Unternehmenskultur; namentlich Großgruppenworkshop für Resilienz, an denen alle Mitarbeiter*innen eines Bereichs – oder, im Fall von kleinen und mittelständischen Unternehmen, sogar das gesamte Unternehmen – gemeinsam teilnehmen.
In Großgruppensettings erleben die Teilnehmer*innen nicht nur theoretische Impulse, sondern sie setzen die Inhalte unmittelbar in die Praxis um: In Kleingruppenübungen und kollegialen Beratungen werden resilienzfördernde Techniken erprobt und reflektiert. Diese praxisnahen Übungen ermöglichen es, dass die Konzepte nicht nur verstanden, sondern direkt „erlebt“ werden – ein wichtiger Schritt, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen.
Exemplarisch durfte ich ein solches Projekt in diesem Jahr für ein Unternehmen mittlerer Größe mit etwa 120 Mitarbeiter*innen durchführen.
Das Unternehmen stand vor mehreren Herausforderungen gleichzeitig: Es erlebte große Veränderungen im Markt; stellte gleichzeitig intern auf ein neues Software-System um, das alle bisherigen Prozesse digitalisieren soll; die Mitarbeiter*innen gehörten teilweise schon Jahrzehnte zum Unternehmen und taten sich schwer mit den Veränderungen. Die Geschäftsleitung formulierte als Ziel eine Stärkung der persönlichen Widerstandskraft der Mitarbeiter*innen und eine Haltung der Veränderungstoleranz, also die Fähigkeit, Chancen in den Veränderungen stärker wahrzunehmen als die Bedrohungen.
Wir setzten diese Ziele in einem zwei- (eigentlich drei-)teiligen Design um: mit einem Kompakt-Großgruppenworkshop zu individueller Resilienz und einem intensiven Großgruppenworkshop fünf Monate später. Der dritte, sehr wichtige Teil des Konzeptes bestand in einer sorgfältig gerahmten Transferphase.
Kompakt-Workshop: Alle Mitarbeiter*innen nahmen am gesamten Konzept teil. Im 3stündigen ersten Workshop lag der Fokus auf dem, was jede*r Einzelne dazu beitragen kann, die eigenen Belastungen besser zu handhaben – immer mit dem Blick auch darauf, was das für Team und Organisation bedeutet. Schon hier fanden sich die Teilnehmer*innen in Buddy-Groups zusammen, in denen sie gemeinsam das Transferprogramm durchlaufen würden.
Transferphase: An fixen Terminen tauschten sich die Teilnehmer*innen zu den vertiefenden Übungen des Transferprogramms aus, besprachen dabei Hindernisse und Erfolge.
Intensiv-Workshop: Den dritten Teil der Maßnahme bildete ein Ganztages-Workshop zu Organisationaler Resilienz. Schwerpunkte lagen darin, „lessons learnt“ aus vergangenen Krisen zu identifizieren und einen Perspektivwechsel in Hinblick auf Unerwartetes zu erreichen. In einem späteren Teil des Workshops entschieden die Teilnehmer*innen gemeinsam, welche Themen sie in der Folge mit Priorität anpacken wollten und bildeten erste Arbeitsgruppen dafür.
Durch das bewährte Modell eines Folge-Workshops nach einer (aktiven!) Transferphase wird der Bogen gespannt: von persönlichen Resilienzstrategien hin zur kollektiven Widerstandsfähigkeit des gesamten Teams und der ganzen Organisation. Die Folge-Workshops unterstützen außerdem den langfristigen Effekt der Resilienzmaßnahme, indem sie Raum für Austausch, Feedback und konkrete Umsetzungserfahrungen bieten.
Individuell angepasste Resilienzmaßnahmen für nachhaltige Kulturveränderung
Jedes Unternehmen bringt eigene Voraussetzungen, Herausforderungen und Ziele mit. Deshalb ist es entscheidend, dass Resilienzmaßnahmen nicht nach einem starren Schema ablaufen, sondern auf die spezifischen Bedarfe des Unternehmens eingehen – sei es auf der individuellen Ebene, der Team-Ebene oder auf der organisationalen Ebene.
Oft ist der Anlass für Resilienztrainings oder Resilienz-Workshops eng mit aktuellen Herausforderungen und Veränderungsprozessen verbunden: der Einführung neuer Arbeitsweisen oder Technologien zum Beispiel. Resilienztrainings fördern die eigene Selbstwirksamkeit und das Vertrauen, mit den neuen Systemen zurechtzukommen; sie unterstützen dabei, die Umstellung als gemeinsame Herausforderung zu begreifen. Ein weiterer häufiger Anlass ist eine kulturelle Neuausrichtung: Wenn ein Unternehmen seine Werte und Ziele neu definiert, ist das oft der Beginn eines tiefgreifenden Kulturwandels. Resilienztrainings unterstützen diesen Prozess, indem sie eine Kultur der Offenheit und der Veränderungsbereitschaft fördern. So werden die neuen Werte nicht nur theoretisch verankert, sondern im täglichen Miteinander erlebbar und lebendig gemacht. Auch für das Ziel einer offen(er)en Fehlerkultur sind Resilienztrainings eine wirksame Methode durch Stärkung der psychologischen Sicherheit in den Teams und durch die Entwicklung einer vertrauensbasierten Führungskultur.
Mit maßgeschneiderten Resilienzmaßnahmen entsteht nach und nach eine Unternehmenskultur, die Unternehmen nicht nur widerstandsfähig macht, sondern sie auch dazu befähigt, zu gedeihen und sich weiterzuentwickeln.
An was wollen Sie arbeiten zur Stärkung Ihrer Organisation? Schreiben Sie uns oder rufen Sie an, so dass wir zusammen die nächsten Schritte planen können.