Jutta Heller im Workshop bei der Personalentwicklung

Mehr Resilienz am Arbeitsplatz: Personalentwicklung am Beispiel Klinikum Fürth

„Stand-by“ rund um die Uhr oder Konflikte mit Kolleg:innen, Unsicherheit in der Führungsrolle, Angst um den Job oder Einsamkeit im Homeoffice: Der Arbeitsplatz ist für viele Mitarbeiter:innen Stressfaktor Nr. 1 im Alltag. Die Folgen sind Unzufriedenheit, ein erhöhter Stresspegel bis hin zum Burnout sowie eine geringere Leistungsfähigkeit. Für Unternehmen bedeutet das unter anderem steigende Fehlzeiten, eine höhere Personalfluktuation, sinkende Produktivität und im schlimmsten Fall Fehlentscheidungen oder der Verlust der Handlungsfähigkeit in schwierigen Situationen. Es liegt also durchaus im Interesse des Arbeitgebers, dass Mitarbeiter:innen Strategien entwickeln, souverän mit den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt umzugehen.

Resilienz als Antwort auf Herausforderungen der Arbeitswelt

In diesem Zusammenhang setzen immer mehr Unternehmen auf Resilienz als Schlüsselkompetenz. Die Förderung einer gesundheitsbewussten Kultur etabliert sich als zentrales Element der Personalentwicklung – sowohl die Stärkung der individuellen Widerstandsfähigkeit als auch die Weiterentwicklung der Teamresilienz.

Die kontinuierlich steigende Zahl der Anfragen für betriebliche Resilienztrainings zeigt, dass das Thema in den Personalabteilungen angekommen ist. Zwar ist die Corona-Pandemie ein zusätzlicher „Trigger“, doch der Nutzen von Resilienz geht weit über die Bewältigung dieser einen speziellen Krise hinaus. In vielen Branchen ist und bleibt der Arbeitsalltag turbulent und von kontinuierlichem Wandel geprägt.

Ein gutes Beispiel ist das Gesundheitswesen: Bereits ein halbes Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie gaben in einer Umfrage des Vereins PSU-Akut e.V. über drei Viertel der befragten Ärzte und Pflegekräfte an, in den letzten beiden Jahren am Arbeitsplatz dramatische und emotional sehr belastende Ereignisse erfahren zu haben. Schichtdienst, Wochenendarbeit, der durch Personalmangel verschärfter Zeitdruck und die hohe Verantwortung erfordern physische und mentale Gesundheit. Gleichzeitig machen aber aktuell noch weniger als zehn Prozent der Krankenhäuser in Deutschland ihren Angestellten Angebote zur Resilienzförderung, so die Schätzung des Vereins für Psychosoziale Unterstützung im Gesundheitswesen (Quelle: Deutsches Ärzteblatt 2021; 118(13)).

Best Practice: Resilienzförderung im Klinikum Fürth

Einer der Vorreiter der Resilienzförderung im Gesundheitswesen ist das Klinikum Fürth: Seit 2019 begleite ich die Führungskräfte der Pflege- und Funktionsdienste mit einem langfristig angelegten Personalentwicklungsprojekt für mehr Resilienz. „Es ist uns bewusst, dass unser Personal in einem beruflichen Umfeld arbeitet, das nicht nur körperliche, sondern auch seelische Robustheit erfordert, um selbst gesund zu bleiben“, begründet Lena Althammer (Referentin der Pflegedirektion) die Weiterbildungsinitiative des Klinikums. „Es hat sich etabliert, dass wir in jährlichen Führungsklausuren unseren leitenden Mitarbeiter:innen Werkzeuge für die Selbststärkung an die Hand geben, um die Belastungen ihres anspruchsvollen Klinikalltags besser abfedern zu können.“

In enger Abstimmung mit der Pflegedirektion und Vertretern der Führungskräfte aus den verschiedenen Zentren entwickelten wir ein Konzept für aufeinander aufbauende, jeweils 2-tägige Großgruppen-Workshops mit rund 60 Teilnehmer:innen.


Workshops mit großen Gruppen – wie funktioniert das?

Wir starten mit einem Impulsvortrag und anschließend gehen die Teilnehmer:innen in Kleingruppen mit konkreten Aufträgen in die eigentliche Workshop-Arbeit. Als zertifizierte Großgruppenmoderatorin wähle ich eine Methodik aus, die zur Gruppengröße und zum Workshop-Ziel passt. Die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit werden immer wieder im gemeinsamen Plenum präsentiert, diskutiert und zusammengeführt.


Der erste Workshop im Oktober 2019 – noch unbelastet von Corona – stand unter dem Motto „individuelle Resilienz“: An diesen zwei Tagen ging es darum, das Konzept Resilienz zu verstehen, die relevanten Resilienzschlüssel kennenzulernen und den Teilnehmer:innen Ansätze an die Hand zu geben, wie mit Hilfe dieser Resilienzschlüssel in Zukunft vorhandene Ressourcen in herausfordernden Situationen aktiviert werden können.

Beim zweiten Workshop im September 2020 hatten wir nach über einem halben Jahr Corona nicht nur erschwerte Rahmenbedingungen für unseren Workshop-Ablauf, sondern auch Teilnehmer:innen, die nicht mehr „nur“ ihren normalen Arbeitsalltag, sondern zahlreiche neue, zusätzliche Herausforderungen und Veränderungen meistern mussten. Kurzfristige Adhoc-Umstrukturierungen der Pflegestationen, überlastete Teams und emotional belastende Erlebnisse erschwerten die Führungsaufgaben. So passte das Workshop-Thema „Team-Resilienz“ hervorragend zur aktuellen Situation mitten in der Corona-Pandemie. Eine wichtige Fragestellung war unter anderem, wie die Führungskräfte als Multiplikator:innen ein resilientes Mindset in ihre Teams tragen können.


Präsenz-Workshops in Corona-Zeiten?

Mit einer guten Location-Wahl und einem durchdachten Hygienekonzept lässt sich auch in Corona-Zeiten ein Präsenz-Workshop mit maximaler Sicherheit für alle Teilnehmer:innen durchführen. Die Großgruppen-Workshops mit dem Klinikum Fürth fanden im Kloster Banz statt, wo wir große, gut belüftete Räume mit viel Platz für ausreichend Abstand zur Verfügung hatten. Alle Teilnehmer:innen waren negativ getestet oder geimpft und die Gruppenarbeiten fanden in festen Gruppen statt, die nach Zentren eingeteilt waren. Die Gruppen wurden auch bei der Tischeinteilung für die gemeinsamen Mahlzeiten beibehalten.


Beim dritten Workshop im Juni 2021 erhielten die Führungskräfte einen neuen Ansatz an die Hand, um ihre Führungsrolle zu reflektieren: In Form von intensiven Zweier-Coachings ging es darum, die „innere Bühne“ zu klären und Ideen für die Zukunftsorientierung zu generieren. So verwundert es auch nicht, dass nach diesem Workshop eine Liste mit fast 15 Ideen und Wünschen für weitere Führungsklausuren entstanden ist.

Ich bin davon überzeugt, dass die Resilienz einer Führungskraft eine hohe Bedeutung hat und weiter an Bedeutung gewinnen wird – im Gesundheitswesen, aber auch in anderen Branchen mit herausfordernden Situationen am Arbeitsplatz. Nur wer selbst mental widerstandsfähig ist, hat auch die „Strahlkraft“, Resilienz in das eigene Team zu tragen und dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter:innen emotional belastbarer werden und gesund bleiben. Umgekehrt wirkt sich negatives Führungsverhalten auch negativ für alle Beteiligten im Team und die Zusammenarbeit aus.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Klinikums Fürth hier einige Antworten aus der Feedback-Befragung der Teilnehmer:innen auf die Frage „Was war für Sie besonders wertvoll“:

„Die bewusste Wahrnehmung meiner Bedürfnisse + Grenzen“

„Mein persönliches Verhalten im Hinblick auf Selbstfürsorge zu reflektieren und reflektiert zu bekommen“

„Die Zeit zu nutzen, intensiv an meinen derzeitigen Überlastungssituationen zu arbeiten“

 


Möchten Sie mehr über die Möglichkeit von Inhouse-Resilienztrainings für Ihre Führungkräfte erfahren? Ich freue mich auf Ihre Anfrage!

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