Reinventing Organizations

„Reinventing Organizations visuell. Ein illustrierter Leitfaden sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit“. Ein Buch von Frederic Laloux (2017), Verlag Franz Vahlen München.

Ein Managementbuch als illustrierten Leitfaden im Comic-Stil aufzulegen – das passt zu den Inhalten von „Reinventing Organizations“, in dem Frederic Laloux Geschichten von evolutionären Unternehmen erzählt. Genauso „anders“ wie die Aufmachung dieses Buches sind die Philosophien, die in diesen Unternehmen gelebt werden. Da geht es um Maschinenbediener, die die Entscheidung für millionenteure Neuanschaffungen ihrer Maschinen eigenverantwortlich treffen, oder um Meetings, in denen alle TeilnehmerInnen regelmäßig ihre Egos loslassen um die Bedürfnisse der Organisation in den Mittelpunkt zu stellen.

Evolutionäre Organisationen

Die Unternehmen, die der Autor für sein Buch untersucht hat, unterscheiden sich in drei Aspekten von anderen Organisationen:

  • Durch Selbstführung. Diese Systeme arbeiten mit verteilter Autorität und kollektiver Intelligenz statt mit hergebrachten hierarchischen Pyramidenstrukturen.
  • Durch Ganzheit. Die Systeme haben Praktiken entwickelt, durch die die MitarbeiterInnen neben ihrem „professionellen“ Selbst auch noch die anderen Seiten Ihrer Persönlichkeit ausleben können.
  • Durch evolutionären Sinn. Die Organisationen werden als Entitäten gesehen, die ein Eigenleben und eine eigene Richtung haben.

Und warum?

Keine Organisation wird sich ändern, nur damit die MitarbeiterInnen „mehr Spaß“ bei der Arbeit haben. Oder doch? Das Buch stellt zwei Antworten auf die Frage vor, warum wir uns mit evolutionären Systemen beschäftigen sollten. Einerseits stellt Laloux die traditionelle Prämisse, dass Organisationen dazu da sind zu wachsen und Geld zu machen, in Frage. Vielleicht gibt es tatsächlich auch andere Systeme mit anderen Zielen und anderen Werten?

Andererseits trifft er bei den Organisationen, die er unter die Lupe nimmt, eine genaue Auswahl: Sie alle sind nach herkömmlichen Kriterien „erfolgreich“. Sie erwirtschaften also Einkünfte, wachsen und können sich am Markt schon seit mehreren Jahren behaupten. Sie haben sich in Krisen resilient gezeigt und durch ihre ganz neue Struktur zum Teil auch innere und äußere Umbrüche (im Management, im Marktumfeld etc.) gemeistert. Und deswegen ist es interessant, sich mit ihren Wertewelten zu beschäftigen.

Werte

Es ist offensichtlich, dass die von Laloux beschriebenen Verhaltensweisen auf Werten fußen müssen, die tief im Unternehmen und allen MitarbeiterInnen verwurzelt sind. Zentral taucht in verschiedener Form immer wieder das Vertrauen auf, das MitarbeiterInnen untereinander haben. Genauso spielt Verantwortungsbewusstsein für sich und andere eine große Rolle, damit selbstführende Systeme überhaupt funktionieren können. Dabei gibt es aber keine Vorgabe, welche Werte die „richtigen“ sind. Sie müssen zur Organisation passen und aus dem System gewachsen und im System verwurzelt sein. Genauso betont ja auch die ISO-Norm zu organisationaler Resilienz, wie wichtig es ist, die gemeinsamen Werte zu kennen und zu leben – ohne jedoch explizit einen Wertekanon aufzustellen.

Übrigens gibt es das Buch beim selben Verlag auch als „normale“ Ausgabe – mit mehr Text, weniger Bildern und demselben Inhalt, der aber natürlich in Breite und Tiefe ausführlicher dargestellt wird.

Und zum Weiterlesen gibt es dann im September ein Buch von Jutta Heller „30 Minuten Resilienz für Unternehmen“, das sich mit der Denkhaltung auch an Laloux orientiert. Lassen Sie sich überraschen.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert