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Positive Psychologie

Wohlbefinden, Glück und Selbstverwirklichung – das sind Werte, die uns alle wichtig sind. Doch was genau führt zu einem zufriedenen, glücklichen Leben? Wodurch entfalten wir unsere Talente, können wir aufblühen und das Leben genießen?

Antworten liefert die Positive Psychologie. Eine Vielzahl renommierter Forscher untersucht in diesem wissenschaftlichen Fachbereich die Bedingungen, die unser Wohlbefinden und innere Stärke fördern. Der international maßgebende Psychologe Prof. Dr. Martin Seligman – Begründer der Positiven Psychologie – ist der wichtigste Forscher auf dem Gebiet der Positiven Psychologie. Mit seinen gewonnenen Erkenntnissen entwickelte er praktische Übungen und wirksame Methoden, die unsere Lebenszufriedenheit fördern und zu einem gelingenden Leben führen. Das alles steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Resilienkonzept, das gleiche Ziele verfolgt: Innere Stärke fördern, Widerstandsfähigkeit stärken und Ressourcen für ein glückliches Leben aufbauen. Die Positive Psychologie leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Stärkung einer optimistischen Lebenseinstellung und damit für die Entwicklung von Resilienz.

Die Theorie des Wohlbefindens

Glück macht einen sehr wichtigen Teil unseres Wohlbefindens aus. Doch durch Glück allein entsteht noch kein Sinn in unserem Leben. Es braucht mehr, damit wir uns gut fühlen und zufrieden sind. Laut Seligman beruht unser Wohlbefinden auf 5 Säulen, die er PERMA nennt.

PERMA steht für:

  • P wie Positive Gefühle
  • E wie Engagement
  • R wie positive Beziehungen (Relationships)
  • M wie Sinn (Meaning)
  • A wie Zielerreichung (Accomplishment)

Positive Gefühle

Um ein glückliches Leben zu führen, reicht es nicht einfach nur aus, keine negativen Gefühle zu erleben. Ein ganz entscheidender Faktor für unser Wohlbefinden ist das regelmäßige Erleben positiver Emotionen wie Freude, Optimismus, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Genuss oder Zuneigung. Das Erleben positiver Gefühle betont auch die Psychologin Barbara Fredrickson (lesen Sie hierzu mehr im Blogbeitrag „Optimismus stärken“.)

Engagement

Wenn Menschen sich für etwas engagieren und in einer Tätigkeit aufgehen, dann erleben sie „Flow“, ein Begriff der durch Psychologen Mihály Csíkszentmihályi geprägt wurde (lesen Sie hierzu mehr im Blogbeitrag „Flow, positive Gefühle, Dankbarkeit – wozu soll das gut sein?“). Das „Flow-Erleben“ lässt uns aufblühen und erhöht bedeutend unsere Lebenszufriedenheit. Prinzipiell sollten wir uns Aufgaben entsprechend unserer Talente suchen, die uns weder über- noch unterfordern.

Relationships (positive Beziehungen)

Wenn wir die Erfahrung machen, mit anderen Menschen verbunden zu sein, wenn wir Teil eines sozialen Netzwerks sind und uns auf unser Umfeld verlassen können, verschafft uns das ein großes Glücksgefühl. Das kann im Zuge effektiver Teamarbeit sein, durch verlässlichen Kollegen, durch die Mitgliedschaft in Vereinen oder durch gut funktionierenden Familien sowie tiefe Freundschaften. All diese positiven Beziehungen tragen ganz im Sinne des Resilienzfaktors Netzwerkorientierung einen großen Teil zu unserer Zufriedenheit bei.

Wichtig ist hier auch der Aspekt, dass wir durch unseren Interaktionsstil die Beziehungsgestaltung positiv beeinflussen können oder aber auch unterminieren können. Es gibt vier Möglichkeiten zu reagieren, von denen aber nur eine Beziehung aufbaut und damit das Glückserleben des Gegenübers positiv beeinflusst.

Folgendes Beispiel erläutert diese Reaktionsstile:

Ihr Kollege erzählt Ihnen nach dem Mitarbeitergespräch mit seinem Vorgesetzten, dass er befördert wurde und eine Gehaltserhöhung bekommen wird.

Folgende Reaktionsmöglichkeiten haben Sie:

  • Aktiv-konstruktiv: „Das ist ja klasse! Ich freue mich für dich. Was genau hat Dir denn dein Chef gesagt? Erzähl mir, wie das Gespräch lief. Wir sollten das unbedingt feiern.“ Nonverbal: Blickkontakt, Ausdruck des positiven Gefühls durch ein Lächeln.
  • Passiv-konstruktiv: „Das sind tolle Neuigkeiten. Das hast du dir verdient.“ Nonverbal: Kaum oder kein aktiver Ausdruck von Emotionen.
  • Aktiv-destruktiv: „Das klingt ganz so, als ob du nun noch mehr zu tun bekommst. Da werden wir wohl jetzt nicht mehr so viel im Team zusammen arbeiten, oder?“ Nonverbal: Ausdruck des negativen Gefühls durch ein Stirnrunzeln oder finsterer Blick.
  • Passiv-destruktiv: „Was gibt es denn heute in der Kantine?“ Nonverbal: Kaum Blickkontakt
    Mit der aktiv-konstruktiven Reaktion zeigen Sie Interesse an Ihrem Gegenüber und freuen sich mit ihm. Das tut nicht nur ihm gut, sondern stärkt auch Ihr Wohlbefinden und die gemeinsame Zusammenarbeit.

Meaning (Sinn)

Ein weiterer wichtiger Punkt für das Wohlbefinden ist, wenn wir unsere Stärken und Fähigkeiten zu einem höheren Zweck einsetzen. Wenn wir darin die Sinnhaftigkeit erkennen und erleben, geben wir auch gleichzeitig unserem Leben eine Bedeutung.

Accomplishment (Zielerreichung)

Sich selbst explizit Ziele im Leben setzen, zukunftsorientiert handeln, eigene Ziele erreichen – das alles führt nicht nur zu einer Stärkung der Selbstwirksamkeit sondern steigert auch unser Wohlbefinden entscheidend. Wenn wir erleben, dass wir unseres eigenen Glückes Schmied sind, dass wir mit Eigenverantwortung weiterkommen, dann fördert das unsere Lebenszufriedenheit und unsere Resilienz.

Positive Psychologie und Resilienztrainings

Martin Seligman entwickelte auf Basis von PERMA und den Ergebnissen seiner zahlreichen Untersuchung ein spezielles Resilienztraining u.a. für Soldaten der US-Army. Soldaten erleben in Kriegseinsätzen viel Schreckliches – viele sind traumatisiert und entwickeln Angsterkrankungen, Depressionen oder gar Posttraumatische Belastungsstörungen. Das sogenannte „Master Resilience Training“ wurde eingeführt, um genau diese Folgen zu reduzieren. Das Trainingsprogramm besteht aus 3 Teilen:

  1. Aufbau von mentaler Widerstandsfähigkeit
  2. Aufbau von Ressourcen
  3. Aufbau von starken Beziehungen

Zusätzlich wird das Training durch selbstgesteuertem Lernen unterstützt. Der Schwerpunkt liegt darauf, die eigenen Gedanken bei Problemen in Richtung einer optimistischen und positiven Haltung zu steuern. So können die Soldaten nach Belastungen und Krisen zielgerichtet ihre Mission fortsetzen.

Wenn Sie mehr über die Positive Psychologie, Seligmans Arbeit und effektive Übungen zur Stärkung des Wohlbefindens erfahren möchte, sollten Sie in seinem Buch „Flourish“ nachlesen. Hier gibt er einen guten Überblick über die Entwicklung der Positiven Psychologie, fasst seine Überlegungen und Erkenntnisse eines glücklichen Lebens zusammen.

Oder lesen Sie den Blogbeitrag von Jutta Heller über Martin Seligmans Vortrag beim Kongress der positiven Psychologie (12.-13. Juli 2014) in Berlin.

Eine umfangreiche Liste der aktuellen englischsprachigen Literatur zur Positiven Psychologie finden Sie hier.

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