Werte verankern im Team

Je komplexer unsere Geschäftswelt und ihre Herausforderungen, desto unabdingbarer sind Teams, die Lösungen für bestimmte Fragestellungen oder noch nie dagewesene Herausforderungen erarbeiten. Zusammenarbeit im Team gestaltet sich auf zwei Ebenen:

  • dem WAS, das aus gemeinsamen Zielen sowie damit verbundenen Aufgaben und einem Zweck erwächst und
  • dem WIE, das dem Team Orientierung, Struktur und Halt verleiht, indem es beschreibt, wie das Team zur Erreichung des gemeinsamen Ziels zusammenarbeiten will.

Mit der WIE-Ebene eng verknüpft sind Werte; sie sind der Leim, der ein Team zusammenschweißt und können als das Fundament für die gemeinsame Kultur bei der Zusammenarbeit im Team verstanden werden.

Die Abwesenheit von Werten im Team hingegen macht Teams anfällig für Konflikte, deren Bearbeitung nicht nur Zeit verschlingt und damit Kosten verursacht, sondern ein großes Gefahrenpotenzial für die längerfristige Zusammenarbeit insgesamt darstellt.

 

Was genau ist mit Teamwerten gemeint?

Laut der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft werden Werte bzw. Wertvorstellungen definiert als „bewusste Zielvorstellungen von Verhalten“.

Als typische Beispiele für Werte gelten z.B. Respekt, Vertrauen, Pünktlichkeit oder auch Professionalität.

Werte hängen unmittelbar mit Normen zusammen, aus denen sich wiederum Spielregeln ableiten lassen; sie sind somit nicht gleichbedeutend! Sie entscheiden auch darüber, welche Sanktionen auf eine etwaige Nichteinhaltung folgen.

 

Warum sind Werte wichtig für ein Team?

Werte dienen Teams als gemeinsamer Kompass. Gelebte Werte machen Teams stark und tragen damit zur Teamresilienz bei, indem sie

  • Identität stiften und Teams ein Gesicht, nach innen wie nach außen verleihen
  • Psychologische Sicherheit im Umgang miteinander geben, denn sie bestimmen, was Teammitglieder voneinander erwarten können und damit Bindung untereinander schaffen als auch Sicherheit für das eigene Handeln geben
  • gewöhnlich dazu führen, dass Teammitglieder mehr Eigenverantwortung übernehmen
  • den Umgang mit unerwarteten Situationen enorm erleichtern

Je stärker Teams sich im Laufe der Pandemie auf die virtuelle Zusammenarbeit geschlagen haben bzw. sich im New Work-Modus befinden, desto wichtiger ist es, sich als Team um seine Teamkultur zu kümmern.

 

Welche Vorteile bieten Teamwerte?

Die Vorteile solcher Wertevereinbarungen liegen klar auf der Hand: Werte müssen nicht für jede neu eintretende Situation separat ausgehandelt werden, das spart Zeit. Sie geben Sicherheit und Verlässlichkeit – ganz besonders auch in unerwarteten Situationen und Krisen – und – sie geben dem Team Orientierung. Darüber hinaus liefern sie Identifikation im Innen und Außen; über diese Projektionsfläche verleihen sie dem Team seine Einzigartig- und Unverwechselbarkeit. Und letztlich hilft die Erarbeitung von Werten einem Team dabei, ein Verständnis für die Sichtweisen, Ideen und Perspektiven der Kolleg:Innen im direkten Austausch zu entwickeln, was eine grundlegende Voraussetzung für eine weitgehend reibungslose Zusammenarbeit darstellt. Doch nicht nur für die tägliche Zusammenarbeit sind Werte von Bedeutung. Letztlich erlauben gelebte Team-Werte auch ein leichteres Onboarding…

Werte sind nicht in Stein gemeißelt, sondern sollten immer wieder auf ihre Tauglichkeit hin auf den Prüfstand gestellt werden, denn Anforderungen, Rahmenbedingungen u./o. Umweltfaktoren verändern sich im Laufe der Zeit.

 

Wie entstehen Teamwerte?

Jeder Mensch verfügt aufgrund persönlicher Sozialisation und Erfahrungen über ein ganz eigenes Set an individuellen Werten, die unsere Entscheidungen, Handlungen und Verhaltensweisen beeinflussen und eigene Prioritäten bestimmen.

Treffen Menschen in Teams aufeinander sind sie mit einer Vielzahl unterschiedlicher Werte konfrontiert. Teamwerte ergeben sich somit nicht von allein, sondern müssen vom gesamten Team z.B. im Rahmen eines Kick-off Workshops erarbeitet werden. Am Ende einigen sich die Teammitglieder auf ein Bündel von sich teils ergänzenden und bestenfalls sich gegenseitig verstärkenden Charakteristika, die sie für ihre Zusammenarbeit unabdingbar halten.

Alleinstehende Begriffe, wie z.B. „Transparenz“ oder „Vertrauen“ lassen viel Raum für Interpretation und bergen somit das Risiko, dass jedes Teammitglied etwas anderes darunter versteht. Idealerweise werden sie daher mit konkreten Verhaltensbeispielen unterfüttert: Über die gemeinsame Diskussion und das „Aushandeln“ erarbeiten sich die Teammitglieder ein gemeinsames Verständnis.

Eine Teamkultur ist nur so stark wie sich seine Teammitglieder auch an die Einhaltung von Werten halten. Deshalb ist es ratsam, sich mit dem Thema regelmäßig auseinanderzusetzen.

 

Wie lassen sich einmal erarbeitete Werte langfristig verankern?

Sind Werte einmal definiert, sind sie noch nicht verinnerlicht. Sie ins tägliche Miteinander zu überführen, braucht Zeit und Übung. Wer kennt es nicht: Termindruck, Stress, Ablenkungen und die Komplexität der Aufgaben lassen uns schnell vergessen, was wir uns in einem Team- Kick-off zu Projektbeginn auf die Fahnen geschrieben haben. Daher geht es im nächsten Schritt darum, sicherzustellen, dass die einmal verabschiedeten Teamwerte im Fokus des eigenen Handelns stehen und auch befolgt werden.

Dazu stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Im Folgenden eine kleine Auswahl möglicher Interventionen in unterschiedlichen Formaten.

Grundsätzlich bieten sich zunächst alle Formate an, in denen das Team als Ganzes zusammentrifft; dies können Team Jourfixe, aber auch unterschiedliche Werte-Workshops (Kick-off, Teamentwicklungs-Workshop, Review-Workshop etc.) sein.

  • So können Werte in Team-Jourfixes entweder fortlaufend zum integralen Bestandteil gemacht werden, indem sie sich mit jeweils einem Beispiel für die Ausprägung eines Werts beschäftigen. Das kann z.B. die Fragestellung sein, durch welches Verhalten sich der betreffende Wert in einer konkret vorgefallenen Situation manifestiert hat und die anschließende Diskussion darüber, welches andere Verhalten möglich gewesen wäre.
  • Es könnte die Frage beleuchtet werden, wie das Team aktuell nach außen hin wahrgenommen wird (erhoben durch eine Befragung vorab oder die Auswertung von Kundenfeedbacks) und durch welche Verhaltensweisen und Maßnahmen es zukünftig seine Werte nach außen (Nachbarteams, Kunden und Partner) tragen möchte.
  • Das Team könnte sich im vierteljährlichen Abstand auf einen Wert aus seinem Kanon einigen und gemeinsam an der Erarbeitung und Umsetzung konkreter dazu passender Maßnahmen arbeiten; seien es Prozesse, die die konkrete Zusammenarbeit im Team oder aber auch die übergreifende Zusammenarbeit im Unternehmen oder mit dem Kunden betreffen.
  • Teams, die in sog. Open Offices, also großen Bürolandschaften arbeiten, könnten eine Wand in Form einer Collage („Wimmelbilder“) bemalen, aus der die gewählten Werte hervorgehen. Sie geben immer wieder Anlass zu Diskussionen und damit zur Fortentwicklung.
  • Analog könnten Plakate erstellt und in den Büros platziert werden, die die wichtigsten Werte durch entsprechende Fotos wiedergeben. So gelangen sie immer wieder – auch unbewusst – in die Köpfe.
  • Teams, die viel virtuell zusammenarbeiten, könnten ein Set von wertebasierten Bildschirmhintergründen erstellen. So gelangen die einzelnen Werte unmerklich ins Bewusstsein und manifestieren sich.
  • Auch könnten Fotowettbewerbe veranstaltet werden, an denen die Teammitglieder als Fotografen oder Werte-Reporter mit ihrer visuellen Werte-Darstellung teilnehmen und das beste Bild mit einem kleinen Preis ausgelobt wird.
  • Teams könnten einen Kalender gestalten, in dem jeder Monat einem bestimmten Wert aus seinem Wertekanon gewidmet ist und sich die Teammitglieder darauf verständigen, den betreffenden Wert in dem jeweiligen Monat in eigenen Aktivitäten zu highlighten.
  • Auch das Feiern sollte im Team nicht zu kurz kommen, indem dasjenige Teammitglied gefeiert wird, dem es in den vergangenen vier (sechs, acht) Wochen besonders gut gelungen ist, einen Team-Wert in einem bestimmten Kontext beispielhaft zu leben.
  • Es könnte ein Team-Logbuch erstellt werden, das u.a. Anekdoten sammelt, aus denen die Werte, die das Team ausmacht, ersichtlich werden.
  • Häufig präsentieren Teams sich selbst und Ihre Projekte auch auf einer eigenen Webpage im Intra- oder Internet. Sie könnte als Plattform sogenannter Wertepaten genutzt werden, indem sich einzelne Teammitglieder als Vertreter für einen bestimmten Wert präsentieren.
  • Beim Onboarding im Rahmen einer Kennenlern-Runde könnten sich die Teammitglieder mit einem Wert, der für sie persönlich wichtig ist und der Erläuterung warum, vorstellen.
  • Für Führungskräfte besteht die Option, die sicht- und spürbare Umsetzung seiner Teamwerte in die regelmäßige Zielvereinbarung oder Entwicklungsgespräche zu integrieren und so die individuelle Entwicklung zu begleiten.

Diese durchaus nicht erschöpfende Aufzählung zeigt, wie divers das Thema „Werteverankerung im Team“ umgesetzt werden kann. Maßnahmen dieser Art können zeitaufwändig sein. Dieser Aufwand aber lohnt sich! Probieren Sie es mal aus.

 

Weiterführende Literatur:

Bär, M., Krumm, R., Wiehle, H. (2010) Unternehmen verstehen, gestalten, verändern. Das Graves Value System in der Praxis. Gabler, Wiesbaden.

Heller, J., Definition: Team-Resilienz https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/definition-team-resilienz/, Aufruf 16.02.2023

Heller, J., Psychologische Sicherheit https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/psychologische-sicherheit/, Aufruf 16.02.2023

Heller, J., Umgang mit Unerwartetem https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/umgang-mit-unerwartetem/, Aufruf 16.02.2023

Wirtschaftspsychologische Gesellschaft: Soziale Normen und Werte: Beispiel Teams. https://wpgs.de/fachtexte/gruppen-und-teams/soziale-normen-werte-beispiel-teams/, Aufruf 16.02.2023)

 


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