Lösungsorientierung
Der Resilienzschlüssel Lösungsorientierung ist einer der 7 Resilienzschlüssel für individuelle Resilienz. Bei lösungsorientiertem Denken und Handeln wird der Fokus auf gut funktionierende Dinge gelenkt anstatt die Ursachen von Problemen zu suchen. Menschen mit Lösungsorientierung richten ihre Aufmerksamkeit auf Chancen und Alternativen und probieren immer wieder neue Dinge aus, wenn etwas nicht klappt. So ist Lösungsorientierung eine Fähigkeit, die in jeder Situation helfen kann.
Wurzeln des Konzepts
Der lösungsorientierte Ansatz hat seine Wurzeln in der Lösungsorientierten Kurzzeittherapie von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg. Diese Form der Gesprächstherapie entstand aus der Idee, in der Therapie die persönlichen Ressourcen zu stärken und Lösungen zu finden, anstatt die Probleme und ihre Ursachen zu analysieren. Die grundlegende Fragestellung lautet: „Was funktioniert gut? Wie kann ich mehr davon tun? Wenn etwas trotz Anstrengung nicht funktioniert, was kann ich stattdessen ausprobieren?“. Implizit nimmt Lösungsorientierung mit solchen Fragestellungen an, dass Veränderung und Verbesserung aus eigenem Antrieb möglich sind. Der Ansatz geht also davon aus, dass es von außen zwar Hilfestellung geben kann, dass aber die Verbesserung der Situation durch eigene Initiative erfolgt.
Lösungsorientierung in Beziehungen
Betrachtet man den Schlüssel Lösungsorientierung im zwischenmenschlichen Bereich, so heißt lösungsorientiertes Verhalten: sich nicht auf die negativen Emotionen und Beschwerden des Gegenübers fokussieren, sondern diese durchaus annehmen, Verständnis signalisieren, um dann nach einer Klärung suchen. Wenn aber kein Konsens hergestellt werden kann – oder das Gegenüber blockiert -, dann bedeutet lösungsorientiertes Verhalten auch mal ganz pragmatisch für sich selbst nach einem Ausweg aus der Situation zu suchen (vgl. Heller 2013, S. 145).
In der Beziehung mit sich selbst, also um persönliche Fragen zu klären oder um tiefgreifende Entscheidungen zu fällen, wenden lösungsorientierte Menschen oft die Visionssuche an oder klären ihre Lebensmotive. Im Kern geht es darum, sich über übergeordnete eigene Orientierungshilfen klar zu werden. Von Nahem betrachtet scheint es für eine Situation vielleicht unendlich viele mögliche Herangehensweisen zu geben – wer aber aus der Situation einen Schritt zurücktreten kann und die möglichen Handlungsalternativen in Hinblick auf ein übergeordnetes Ziel oder einen übergeordneten Wert beurteilt, für den liegt die Lösung oft auf der Hand.
Lösungsorientierung im Unternehmen
Lösungsorientiertes Vorgehen in Beziehung zu anderen ist natürlich auch im Unternehmen unerlässlich, damit die Zusammenarbeit funktioniert. Darüber hinaus ist Lösungsorientierung aber gerade im beruflichen Kontext zur Aufgabenbewältigung wichtig, da wir hier permanent mit Situationen konfrontiert sind, die Lösungen erfordern – und dabei oft eine uneindeutige und komplexe Ausgangslage haben. Das Arbeiten nach der SCRUM-Methode stellt einen mustergültigen lösungsorientierten Ansatz dar: Nach jedem kleinen Schritt werden Schleifen gedreht, in denen rekapituliert wird, was funktioniert, ob das Vorgehen noch den Zielen entspricht oder ob die Ziele angepasst werden müssen (vgl. auch Agilität). Durch dieses kleinteilige Vorgehen richtet sich der Fokus auf die Fortschritte im Projekt, die funktionieren und auf neue Chancen und Alternativen, die sich aus den Fortschritten ergeben.
Warum Werte wichtig sind
Wie bereits angeklungen ist: Wenn es einen Orientierungsrahmen für Handlungsalternativen gibt, ist es einfacher Lösungen zu finden. Neben dem individuellen Wertekanon existieren auch in Teams und in der ganzen Organisation gemeinsame Werte, die im besten Fall in Unternehmensleitlinien, der Unternehmenspräsentation oder explizit als Unternehmenswertekanon festgehalten sind. Gerade in Teams ist es zudem sinnvoll, sich immer wieder über das Wertesystem aller Teammitglieder auszutauschen. Team-Workshops bieten sich an, die wichtigsten Team-Werte herauszukristallisieren. Ganz wichtig ist in jedem Fall, jeden Wert im Anschluss verhaltensorientiert zu beschreiben, so dass jede/r weiß, wie er/sie den Wert leben kann und soll. Denn für die eine bedeutet der Wert „Offenheit“ vielleicht, Arbeitsroutinen immer wieder mit neuen Ideen zu durchbrechen, für den nächsten aber jeden Tag mit einem anderen Teammitglied zum Essen zu gehen und für wieder jemand anderen, sich durch die morgendliche Meditation einen offenen Geist zu bewahren…
Eine typische Aussage für den Resilienzschlüssel Lösungsorientierung:
„Ich kann Prioritäten setzen, gehe die Dinge aktiv an und weiß, welche Möglichkeiten ich habe.“
Weiterlesen zu Lösungsorientierung:
- Heller, J. (2013). Resilienz. 7 Schlüssel für mehr innere Stärke. 8. Aufl., München: GU.
- Heller, J. (2015). Das wirft mich nicht um. Mit Resilienz stark durchs Leben gehen. 4. Aufl., München: Kösel Verlag.
- Heller, J. (2015). Resilienz. Innere Stärke für Führungskräfte. Zürich: orell füssli.
- de Shazer, S. (1988). Der Dreh. 7., korrigierte Aufl., Heidelberg: Carl Auer Verlag.
Die hier genannten und weitere Bücher von Prof. Heller zu Resilienz finden Sie auch hier: https://juttaheller.de/prof-heller/publikationen/.
Übungen zur Förderung von Lösungsorientierung finden Sie auch im Blogbeitrag „Was Sie vom Bundestrainer lernen können“
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