Jutta Heller während eines Vortrags Resilienzförderung

Gut und gesund arbeiten dank Resilienzförderung

„Resilienz hilft, um in stürmischen Zeiten stabil zu bleiben.“ Das war die zentrale Botschaft des Online-Talente-Forums der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Ende September, bei dem ich einen Impuls zur Resilienzförderung beisteuern durfte. Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist die zentrale Ansprechpartnerin bei Standortfragen, im Kontext der Fachkräftesicherung sowie für das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Gesunde und engagierte Belegschaften gehören zu den wichtigsten Ressourcen der Unternehmen gerade in Krisen- oder Umbruchzeiten. Durch das Talente-Forum sollten die TeilnehmerInnen daher Argumente und Beispiele erhalten, damit sie ihre Geschäftsleitungen vom Nutzen präventiver resilienzfördernder Maßnahmen überzeugen können.

Kraftvoll und positiv Krisen meistern

Wenn Menschen eine Situation als Krise empfinden, dann funktioniert das gewohnte Verhalten nicht mehr, sie fühlen sich „neben der Spur“ und sind dann auch nicht richtig gut denk- und handlungsfähig. Wenn dann MitarbeiterInnen krank werden und längerfristig ausfallen, so entstehen direkte Kosten für den Arbeitgeber. Dazu kommen die Folgekosten durch stärker belastete KollegInnen aufgrund der Mehrarbeit, steigende Fehlerhäufigkeit sowie Motivations-, Kreativitäts- und Qualitätsverluste bei den verbleibenden MitarbeiterInnen.

Dem gilt es vorzubeugen, nachhaltig und langfristig auf die Stabilisierung der Menschen zu setzen. Resilienz bietet hier bewährte Konzepte, damit die MitarbeiterInnen und Führungskräfte trotzdem – oder gerade weil es schwierig wird – kraftvoll und positiv weiter „anpacken“ können.

Resilienzförderung lohnt sich

Menschen sind leistungsfähig und fühlen sich innerlich stabil, wenn sie gelernt haben, den Blick vor allem auf Chancen und Möglichkeiten zu richten, wenn sie ihre Stärken und Potentiale einbringen können, mit Achtsamkeit agieren und für ausreichende Regeneration sorgen. Dies sind u.a. wichtige Inhalte bei Resilienzförderungsmaßnahmen. Aus vielen Maßnahmen im BGM weiß man, dass sich solche Maßnahmen für ein Unternehmen lohnen, da nachweislich die Beschäftigungsfähigkeit und –zufriedenheit sowie die Produktivität steigen und die Krankentage reduziert werden. Zudem wird immer wieder ein Return on Invest von 1:4 berichtet.

Praxisbeispiel: Führungskräfte sensibilisieren für gesundes Arbeiten

Neue MitarbeiterInnen kommen oftmals wegen der Attraktivität eines Unternehmens. Wenn sie es wieder verlassen, dann oftmals wegen der Menschen und insbesondere wegen der Führungskraft. Führungskräfte haben großen Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre und ob Menschen dazugehören wollen. Auch sind sie Vorbilder für gesundes Arbeiten und resilientes Verhalten. Genau dies war der Fokus der durchgeführten Führungskräftetrainings im Gesundheits- und Pflegezentrums Rüsselsheim (GPR), von denen eine Firmenvertreterin auf dem Talente-Forum berichtete. Bei einer Mitarbeiterbefragung war die Führungs- und Arbeitskultur im Unternehmen als Stressfaktor bewertet worden.

Die durchgeführten 1tägigen Trainings waren verpflichtend für alle Führungskräfte. Mit einem Resilienz-Check wurde der stärkste und der schwächste Resilienzfaktor ermittelt, um damit einerseits das Bewusstsein auf die eigenen Ressourcen zu richten und andererseits Entwicklungspotentiale zu identifizieren. Zudem setzen sich die Führungskräfte mit dem Modell transformationaler Führung auseinander, bei dem es u.a. um den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen und um Vorbild sein geht. Ergänzend zu den Trainings wurden Coachings und Teamentwicklungen angeboten.

Praxisbeispiel: Resilienzförderung mit Achtsamkeit

„Was SAP, Daimler und Google können, das kann eine Universität auch.“ Achtsamkeit wird bei diesen großen Unternehmen schon länger genutzt und wurde nun in einem Projekt an der Uni Stuttgart, das als weiteres Praxisbeispiel auf der Veranstaltung vorgestellt wurde, breit ausgerollt. Achtsamkeit ist eine Mentaltechnik, die eine bessere Arbeitsleistung, höhere Arbeitszufriedenheit fördert und verschiedenen durch Stress ausgelösten Erkrankungen vorbeugt. Achtsamkeit war früher mit fernöstlichen Religions-Ansätzen verbunden, ist jedoch inzwischen eine wissenschaftlich belegte Methode für den Arbeitskontext.

Die Stabsstelle „Betriebliches Gesundheitsmanagement und Arbeitsmedizinischer Dienst“ ist an der Uni Stuttgart direkt dem Kanzler unterstellt. Er förderte das Projekt, unterschrieb die Einladungen an die rund 5.000 MitarbeiterInnen. Das Projekt umfasste eine Infoveranstaltung, zwei Präsenzkurse à 10×1 Stunde außerhalb der Arbeitszeit, jedoch kostenfrei, sowie einen 10wöchigen eMail-Kurs, an dem bisher 870 Personen teilgenommen haben. Zudem wird ein Monatsimpuls per eMail versandt, so dass das Thema „Achtsamkeit am Arbeitsplatz“ und damit die individuelle Resilienzstärkung kontinuierlich unterstützt werden.

Den nachhaltigen Erfolg der Maßnahme, quer durch alle Hierarchie-Ebenen und geschlechtsunabhängig, erklärt sich die Universität durch drei Faktoren: Das Dranbleiben am Thema anhand vielfältiger Maßnahmen über einen langen Zeitraum, den klaren Bezug zum Arbeitsplatz und dem Wiedererkennungswert der Maßnahmen durch ein einheitliches Design bei den eMails, Aufklebern und unterstützendem Lernmaterial.

Praktizierte Resilienzförderung in Unternehmen

Keinerlei oder wenig Erfahrung mit Resilienzförderung hatten 19% der am Talente-Forum teilnehmenden Unternehmen. 67% nutzen Resilienzförderung, 14% hatten viele Erfahrungen. Das war das Umfrage-Ergebnis zu Beginn der Veranstaltung. Interessant sind die genannten Hürden aus Sicht der TeilnehmerInnen:

Umfrageergebnisse zu Herausforderungen bei Resilienzförderung

Scheinbar wird der Nutzen einer Resilienzförderung bei Führungskräften und Geschäftsleitungen noch nicht wirklich verstanden. Hilfreich wird stets eine Argumentation zum Outcome solcher Maßnahmen mit Zahlen sein. Die Konzepte sollten erprobt sein, über einen längeren Zeitraum gehen und Maßnahmen zur Transferunterstützung berücksichtigen.

Zeitmangel ist aus meiner Sicht jedoch kein Grund zur Entschuldigung. Denn wie bei dem Baumfäller, der keine Zeit hat, seine Axt zu schärfen und deswegen mit der stumpfen Axt den ganzen Wald fällen muss, zahlt sich der zielvoll geplante Einsatz von Resilienz-Maßnahmen im Nachhinein vielfach aus, wenn MitarbeiterInnen weniger ausfallen und leistungsstark bleiben.

Resilienzförderung starten

Beim Online-Talente-Forums durfte ich ein abschließendes Statement abgeben. Dies waren meine wichtigsten Punkte, um die Resilienzförderung in Unternehmen zu starten:

Überzeugen Sie zuerst Ihre Geschäftsleitung! Sie sollte als Promoter für dieses Thema auftreten, da es dem Unternehmen nützt. Bei einem Return on Invest von 1:4 sollte das gelingen.

Wenn Maßnahmen zur Resilienzförderung hohe Priorität gegeben wird – und das braucht es in der aktuellen Krise -, findet sich immer eine Lösung für die Zeitfrage und für die Durchführung in Präsenz oder online.

Am besten gelingt Resilienzentwicklung mit mehrstufigen Programmen, die sich von Trainings über ein Transferprogramm mit Transfertag und Online-Unterstützung erstrecken. Auch reine Online-Programme sind sehr erfolgreich.

Bei allen Maßnahmen muss immer das Umfeld der Menschen mit im Blick sein. Damit individuelle Resilienz sich entwickeln kann, braucht es ein fruchtbares Umfeld mit einer starken Resilienz-Kultur und gesundheitsbewusster Führung. Lohnend ist daher ein Start der Resilienzförderung mit den Führungskräften.

Mit diesen Schritten führen Sie Ihr Resilienz-Programm zum Erfolg:

  1. Überlegen Sie, welche Informationen Sie noch brauchen für eine Entscheidung.
  2. Wählen Sie aus, wo genau Sie ansetzen wollen: beim Individuum, bei Teams oder bei den Führungskräften und der Organisationskultur.
  3. Starten Sie mit einem Vortrag vor ausgewählten Multiplikator*innen oder für eine größere Teilnehmergruppe. Das geht aktuell auch online.
  4. Führen Sie Maßnahmen stets mit mehreren Bausteinen und über einen Zeitraum von 3-4 Monaten durch, so dass nachhaltige Lernschritte unterstützt werden können. Als Tipp für kleinere Unternehmen: Hierfür bieten sich auch offene Trainings mit ergänzenden Online-Modulen für einzelne Führungskräfte an.
  5. Starten Sie mit einem Pilotprojekt. Nutzen Sie die Referenzen und Feedbacks der TeilnehmerInnen für die Fortführung der Maßnahmen.

Und vor allem: Gehen Sie es an und bleiben Sie dann dran – die gestiegene Zufriedenheit, Motivation und Arbeitsleistung im Unternehmen wird Ihnen schon bald Recht geben.

 


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