Teilnehmergruppe spricht über Resilienz Transfer

Resilienz Transfer erreichen

Haben Sie sich schon mal zu Silvester etwas vorgenommen, das Sie dann schon im Februar wieder aufgegeben hatten – weil sich der Transfer der neuen Verhaltensweise in den normalen Alltag einfach zu schwierig gestaltet hat?

Und haben Sie in Ihrem Unternehmen schon einmal ein Training durchgeführt, dessen Inhalte von den TeilnehmerInnen zwar mit viel Motivation erlernt, aber eigentlich nie in den Arbeitsalltag umgesetzt wurden? Leider ist es nach wie vor viel zu oft so, dass der Transfer von Trainingsthemen nicht gut gelingt. Besonders schwer fällt es den meisten, den Rückfall in alte Verhaltensmuster zu vermeiden, laut meinem Kollegen Axel Koch. Er hat sich mit seinem Buch „Die Transferstärke-Methode“ diesem Thema gewidmet (Koch, A. (2018). Die Transferstärke-Methode, Weinheim: Beltz).

Transferstärke: 4 Fähigkeiten

Koch konzentriert sich auf die Fähigkeiten, die Trainings-TeilnehmerInnen brauchen, um Gelerntes in die Praxis umzusetzen. Er analysiert dafür 18 lerntheoretische Modelle und extrahiert vier Fähigkeiten, die für den Transfererfolg sorgen:

  • Offenheit für Fortbildungsimpulse: Eine positive Einstellung gegenüber Lern- und Veränderungsimpulsen
  • Selbstverantwortung für den Umsetzungserfolg: Die Initiative ergreifen, um sich selbst neue Methoden oder Fähigkeiten zu erarbeiten
  • Rückfallmanagement im Alltag: Geeignete Strategien, um gewohnte Handlungsweisen zu ändern
  • Positives Selbstgespräch bei Rückschlägen: Trotz Rückschlägen zuversichtlich bleiben, dass das Lern- und Veränderungsziel erreicht wird.

Mit Resilienz Transfer erreichen

Spannenderweise unterstützen nach diesem Verständnis verschiedene Resilienzschlüssel zugleich die Fähigkeit, erlernte Resilienzmuster auf den Alltag zu übertragen. So ist die Offenheit, Neuem positiv zu begegnen, eine wichtige Facette des Resilienzschlüssels Optimismus. Der Resilienzschlüssel Eigen-Verantwortung befähigt dazu, das, was einem selbst wichtig ist und guttut, umzusetzen. Lösungsorientierung trägt dazu bei, im Alltag Strategien für das Rückfallmanagement zu entwerfen. Die Resilienzschlüssel Selbstwirksamkeit und Zukunftsorientierung beinhalten beide die Fähigkeit, sich auch durch Rückschläge nicht vom Ziel abhalten zu lassen.

Also stärkt ein Resilienztraining schon an sich die Fähigkeit, die Inhalte nach dem Training in den normalen Alltag zu übertragen. Zusätzlich lege ich den organisatorischen Aufbau meiner Trainingsmaßnahmen – wann immer möglich – so an, dass die TeilnehmerInnen jede mögliche Unterstützung für Transfererfolg erhalten.

Businesscase: Resilienzentwicklung

Ein Beispiel: Seit 2018 arbeite ich gemeinsam mit einem Großunternehmen aus der Bildungsbranche an der unternehmensweiten Resilienzentwicklung. Die Voraussetzungen dafür sind denkbar gut, denn die Vorstände unterstützen diese Resilienz-Maßnahme – sie haben selbst einige Engpasssituationen erlebt und wollen nun im Changeprozess Entlastungsmöglichkeiten und Lernchancen für die Mitarbeitenden im Unternehmen anbieten.

Das Unternehmen stellt aktuell seine Arbeitsweise auf Agiles Arbeiten um und hat dafür ehrgeizige Veränderungsziele. Die Nähe zu den KundInnen soll  sich erhöhen und die zentralen Bereiche flexibler werden. So eine übergreifende Change-Maßnahme definiert die Rollen aller MitarbeiterInnen und Führungskräfte neu und bedeutet für alle eine Situation, die fast unvermeidlich mit empfundenem Druck und Gefühlen der Unsicherheit und Angst einhergeht. Deswegen werden die MitarbeiterInnen durch Resilienzentwicklung befähigt, mit diesen Emotionen und Belastungen besser umgehen zu können.

Ablauf und Transfer Resilienz-Maßnahmen

Das Hauptaugenmerk bei der Konzeption der Maßnahmen zur Resilienzentwicklung lag darauf, so vielen MitarbeiterInnen wie möglich die Teilnahme an den (Präsenz-)Trainings und Workshops zu ermöglichen, und zum anderen durch langfristige Unterstüztung den Resilienz Transfer zu begleiten und das Gelernte zu verankern. Daher gab es:

  • Inhaltlich identische Vorträge mit einem Überblick zu Resilienz, die zu unterschiedlichen Zeiten  stattfanden, um allen MitarbeiterInnen die Teilnahme zu gewährleisten.
  • Großgruppenworkshops um Ideen zur Stärkung organisationaler Resilienz zusammen zu tragen.
  • Trainings zu individueller Resilienz, verpflichtend für die Führungskräfte und fakultativ für die Mitarbeitenden. Mehr als die Hälfte aller MitarbeierInnen nachmen an den Trainings teil.
  • Eine Online-Lernplattform, in der alle TeilnehmerInnen zu den Resilienzschlüsseln gezielt neue Übungen und Reflektionen durchführen konnten sowie ein Forum, um direkt Rückmeldung auf auftretende Schwierigkeiten beim Transfer zu erhalten.
  • Nach Ablauf von rund 4 Monaten einen Transfer-Workshop, an dem die TeilnehmerInnen sich erneut intensiv mit den Resilienzschlüsseln beschäftigten und Probleme bei der Umsetzung der Inhalte gezielt noch einmal ansprechen konnten.

Durch das mehrfache Angebot der Präsenzmaßnahmen wurde die Schwelle für die Mitarbeiterinnen, an den Maßnahmen teilnzunehmen, möglichst niedrig gelegt (und damit mehr Offenheit für neue Lernimpulse geschaffen). Die Online-Lernplattform bot Rückfallmanagement mit Anstößen und Impulsen während der Umsetzungsphase. Sie stimulierte auch die Selbstverantwortung, um die neu erlernten Methoden anzuwenden. Genauso wie in den Transfertagen, in denen Rückschläge  und der aktuelle Stand auf dem Weg zum Ziel besprochen werden konnten.

Transfertage für mehr Resilienz

Bei den Transfertagen waren die TeilnehmerInnen wiederholt überrascht darüber, wie weit sie mit der Umsetzung resilienter Verhaltensweisen bereits gekommen waren. Viele hatten sich nämlich gar nicht klar gemacht, wie viel sich bereits im Alltag geändert hatte! Während der Transfertage beschäftigten wir uns erneut mit den Zielsetzungen, die in den vorangegeangenen Trainings entwickelt worden waren, analysierten Erfolge und Schwierigkeiten auf dem Umsetzungsweg und besprachen mögliche Strategien, um in Zukunft mit diesen Schwierigkeiten umzugehen. Die Präsenz-Transfertage erwiesen sich als äußert wichtig auf dem Weg zum Transfer der neuen, resilienten Verhaltensweisen in den Alltag: Zu sehen, wie viel sich verändert hatte, motivierte die TeilnehmerInnen spürbar.

Fazit: Unterstützung beim Transfer lohnt sich. Selbst bei einem Thema wie Resilienz, das in sich schon transferstark ist, sorgte ein Transfer-Workshop einige Monate nach dem Training dafür, dass die TeilnehmerInnen einen vielfachen Nutzen aus den vorangegangenen Trainingstagen zogen.


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